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Vegane Ernährung für Hunde: Eine kritische Betrachtung

Vegane Ernährung für Hunde: Eine kritische Betrachtung

Autor:
Oh Bella Team
September 16, 2024
5 min read
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Die vegane Ernährung hat in den letzten Jahren zunehmend an Aufmerksamkeit gewonnen, insbesondere da immer mehr Menschen aus ethischen, ökologischen oder gesundheitlichen Gründen auf tierische Produkte verzichten. Dies hat die Frage aufgeworfen, ob eine vegane Ernährung auch für Hunde geeignet ist. In diesem Artikel beleuchten wir, ob und in welchem Umfang Hunde vegan ernährt werden können und welche potenziellen Risiken damit verbunden sind.

Können Hunde vegan ernährt werden?

Hunde sind von Natur aus Allesfresser, was bedeutet, dass sie sowohl tierische als auch pflanzliche Nahrungsmittel verarbeiten können. Im Gegensatz zu Katzen, die strikte Fleischfresser sind, können Hunde theoretisch mit einer gut geplanten veganen Ernährung überleben. Ob eine vegane Ernährung eine gleichwertig gesunde Alternative darstellt, gilt es noch herauszufinden, denn die Studienlage ist hier sehr lückenhaft. In diesem Artikel gehen wir auf einige Studien ein und untersuchen die aktuelle Lage im veganen Hundefutterbereich, denn vegan ist nicht gleich vegan.

Allerdings ist es entscheidend, dass eine vegane Ernährung für Hunde sorgfältig zusammengestellt wird, um alle notwendigen Nährstoffe in ausreichender Menge bereitzustellen. Doch wie gut funktioniert das wirklich? Und welche Optionen gibt es bereits auf dem Markt?

Nährstoffbedürfnisse und potenzielle Mängel

Hunde benötigen eine Vielzahl von essentiellen Nährstoffen, die in einer veganen Ernährung nur schwer zu decken sind:

  • Protein: Pflanzliche Proteine wie aus Soja, Erbsen oder Linsen können tierisches Protein ersetzen, doch das Aminosäureprofil und die Bioverfügbarkeit müssen sorgfältig berücksichtigt werden.
  • Taurin und L-Carnitin: Diese Aminosäuren sind in Fleisch enthalten und können bei veganer Ernährung fehlen, was zu Herzproblemen führen kann.
  • Vitamin B12: Dieses Vitamin kommt hauptsächlich in tierischen Produkten vor und muss bei einer veganen Ernährung supplementiert werden.
  • Omega-3-Fettsäuren: Diese essentiellen Fettsäuren, die in Fischöl vorkommen, können auch aus pflanzlichen Quellen wie Leinsamen oder Algenölen gewonnen werden, jedoch ist die Aufnahmefähigkeit nicht immer optimal.
  • Flüssigkeit: Hunde nehmen die Flüssigkeit hauptsächlich über die Nahrung auf. Ein Hund, der nur Trockenfutter bekommt, muss die achtfache Menge an Wasser trinken. Viele tun das nicht.
  • Allergene: Hunde, die eine Futtermittelallergie haben, können kein getrocknetes Futter zu sich nehmen. Es bräuchte ein veganes Nassfutter.

Woraus besteht veganes Hundefutter?

Leider besteht das vegane Hundefutter, das auf dem Markt erhältlich ist, hauptsächlich aus Kohlenhydraten. Das hat zwei Hauptgründe: Erstens sind Kohlenhydrate günstig. Ein großer Sack Reis ist wesentlich günstiger als ein Sack voll Erbsenprotein, Linsen oder verdaulich verarbeitetes Tofu. Zweitens haben auch Hülsenfrüchte einen Kohlenhydrateanteil. Dies allein wäre nicht problematisch, wenn nicht ohnehin 80 % des Futterinhalts bereits aus billigen Kohlenhydraten bestünden.

Was ist das Problem mit Kohlenhydraten im Hundefutter?

Hunde haben eine begrenzte Fähigkeit, große Mengen an Kohlenhydraten zu verdauen, was zu verschiedenen Verdauungsproblemen führen kann. Im Gegensatz zu Menschen produzieren Hunde weniger von dem Enzym Alpha-Amylase im Speichel, das für die Aufspaltung komplexer Kohlenhydrate verantwortlich ist. Das bedeutet, dass Hunde Schwierigkeiten haben können, diese Kohlenhydrate effizient zu verdauen, insbesondere wenn sie einen großen Anteil ihrer Nahrung ausmachen.

Hunde haben einen kürzeren Darm als Pflanzenfresser und produzieren weniger Speichel-Amylase, was die Verdauung von Kohlenhydraten erschwert. Aufgrund der Domestizierung können sie gekochte Stärke mittlerweile verdauen, da die Pankreas-Amylase im Dünndarm hilft, diese Kohlenhydrate aufzuschließen. Die Fähigkeit, Kohlenhydrate zu verarbeiten, variiert jedoch stark zwischen Hunden und auch zwischen verschiedenen Rassen.  Eine zu hohe Aufnahme kann jedoch immer zu Verdauungsproblemen führen. Kohlenhydrate sind nicht unbedingt erforderlich, aber sie können Teil einer ausgewogenen Ernährung sein, wenn sie in Maßen und gut verarbeitet angeboten werden

Zu den häufigsten Problemen, die durch eine zu kohlenhydratreiche Ernährung entstehen, gehören:

Hunbedingt erforderlich, aber sie können Teil einer ausgewogenen Ernährung sein, wenn sie in Maßen und gut verarbeitet angeboten werden

  • Verdauungsprobleme: Übermäßige Kohlenhydrate können bei Hunden zu Blähungen, Durchfall und Erbrechen führen. Dies geschieht, weil die Kohlenhydrate nicht vollständig verdaut werden und im Darm fermentieren, was zu Gasbildung und Unwohlsein führt.
  •  Gewichtszunahme: Da Hunde dazu neigen, überschüssige Kohlenhydrate in Zucker umzuwandeln, kann eine kohlenhydratreiche Ernährung zu ungewollter Gewichtszunahme führen. Dies erhöht das Risiko für Fettleibigkeit und die damit verbundenen Gesundheitsprobleme wie Gelenkprobleme und Diabetes.
  •  Blutzuckerschwankungen: Eine Ernährung, die reich an einfachen Kohlenhydraten ist, kann zu schnellen Anstiegen und Abstürzen des Blutzuckerspiegels führen. Dies kann dazu führen, dass Hunde nach der Nahrungsaufnahme hyperaktiv werden und später unter starker Erschöpfung leiden.
  • Nährstoffmangel: Wenn zu viele Kohlenhydrate in der Nahrung enthalten sind, könnte der Anteil an Proteinen und Fetten, die für eine ausgewogene Ernährung notwendig sind, unzureichend sein. Dies kann langfristig zu Mangelerscheinungen führen, da Proteine und Fette essentielle Aminosäuren und Fettsäuren liefern, die für das Wohlbefinden eines Hundes notwendig sind.

Die Lösung liegt in einer ausgewogenen Ernährung, die auf die individuellen Bedürfnisse des Hundes abgestimmt ist, wobei der Anteil an Kohlenhydraten moderat gehalten werden sollte. Viele Experten empfehlen, den Kohlenhydratanteil in der Nahrung eines Hundes auf unter 30 % zu halten, um diese Probleme zu vermeiden und die Gesundheit des Hundes zu fördern.

Langfristige Risiken der veganen Ernährung

Hunde sind Allesfresser, heißt es, und das stimmt auch. Schon der Wolf, der ein Urahne des Hundes ist, hat sich phasenweise von Beeren, Wurzeln und ähnlichem ernährt, wenn er keine Beute erlegen konnte. Jedoch war dies stets eine Übergangslösung. Wir wissen, dass es auch für viele Hunde unproblematisch ist, eine Zeit lang auf tierische Produkte zu verzichten, sofern sie eine hohe Qualität haben.

Obwohl es möglich ist, Hunde kurzfristig mit einer veganen Ernährung zu versorgen, stellt sich die Frage, wie sich diese Ernährung über viele Jahre hinweg auswirkt. Ein Blick auf die Studienlage zeigt, dass es bislang keine umfassenden, langfristigen Untersuchungen gibt, die belegen, dass eine vegane Ernährung für Hunde auf lange Sicht gesund ist.

Eine kürzlich veröffentlichte Studie, die oft zitiert wird, untersuchte Hunde, die über einen Zeitraum von 16 Wochen vegan ernährt wurden. Obwohl die Ergebnisse positiv erscheinen, ist die Studiengröße von nur 12 Teilnehmern viel zu klein, um aussagekräftige Schlussfolgerungen zu ziehen. Hunde sind in der Lage, vorübergehend ohne Fleisch auszukommen, ähnlich wie ihre Vorfahren, die Wölfe, die in Phasen ohne Beute von pflanzlichen Quellen lebten. Allerdings sagt dies nichts über die langfristigen Auswirkungen aus.

Eine andere Studie, die von PETA unterstützt wurde, wies ebenfalls Mängel auf. Hier handelte es sich um eine Befragerstudie, bei der die Besitzer der Hunde befragt wurden, ohne dass Laboruntersuchungen durchgeführt wurden. Solche Studien können Verzerrungen enthalten und sind oft nicht repräsentativ.

Vorteile und Risiken

Vorteile:

  • Ethik und Umweltschutz: Eine vegane Ernährung reduziert den Bedarf an tierischen Produkten und könnte theoretisch zur Verringerung der Umweltbelastung beitragen. Dazu sollte gesagt werden, dass Hunde hauptsächlich “Abfälle” bekommen. Also Innereien und Ähnliches. Wenn weniger Fleisch produziert werden soll, müssen es die Menschen sein, die aufhören Fleisch zu essen. Aber natürlich profitiert die Fleischindustrie davon, wenn auch Abfälle gekauft werden. 

  • Allergien: Hunde, die auf bestimmte tierische Proteine allergisch reagieren, könnten von einer veganen Ernährung profitieren.

Risiken:

  • Nährstoffmängel: Ohne sorgfältige Planung besteht das Risiko, dass der Hund nicht alle notwendigen Nährstoffe erhält, was langfristig zu gesundheitlichen Problemen führen kann.
  • Langfristige Gesundheitsprobleme: Ein Mangel an essentiellen Nährstoffen wie Taurin kann zu ernsthaften Gesundheitsproblemen wie Herzproblemen führen.

Fazit

Eine vegane Ernährung für Hunde mag auf den ersten Blick als ethisch und umweltfreundlich erscheinen, doch sie birgt erhebliche Risiken, wenn sie langfristig durchgeführt wird. Hunde sind zwar in der Lage, kurzfristig ohne Fleisch auszukommen, doch die langfristigen Auswirkungen einer veganen Ernährung sind bislang nicht ausreichend erforscht. Studien, die nur über wenige Wochen laufen und eine kleine Teilnehmerzahl haben, können keine soliden Aussagen über die langfristige Gesundheit von Hunden treffen.

Für Hundebesitzer, die trotzdem eine vegane Ernährung für ihren Hund in Erwägung ziehen, ist es unerlässlich, sich intensiv mit den Nährstoffbedürfnissen ihres Hundes auseinanderzusetzen und professionelle Beratung von einem Tierarzt oder einem tierischen Ernährungsberater in Anspruch zu nehmen. Eine sorgfältige Überwachung der Gesundheit des Hundes ist ebenso wichtig, um mögliche Mängel frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern.

Tipp: Bei Oh Bella bieten wir individuelle Futterberatungen an, um sicherzustellen, dass Ihr Hund die beste Ernährung erhält, die seinen Bedürfnissen entspricht. Vereinbaren Sie einen Futtercheck oder eine individuelle Futterberatung, um den optimalen Ernährungsplan für Ihren Vierbeiner zu finden!

Weitere Informationen:

  • Studie 1: Langzeiteffekte der veganen Ernährung bei Hunden (Befragung)
  • Studie 2: Ernährungsgewohnheiten und Gesundheitszustand bei vegan ernährten Hunden (Testzeitraum 16 Wochen)

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19480731/

https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371%2Fjournal.pone.0265662